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23.Januar 2021, 1. Mannschaft
Kein Freund von Unentschieden

Unter Trainer Artur Rissling haben sich die “Preußen“ in der Kreisoberliga stetig gesteigert.

Artur Rissling legt großen Wert auf Vereinstreue. Der Trainer des Fußball-Kreisoberligisten Viktoria Preußen spielte in seiner aktiven Karriere nur für drei Vereine. Im Kreis Frankfurt machte sich der frühere Stürmer als Torjäger der “Preußen“ und des FC Kalbach einen Namen. Einer der Höhepunkte seiner Stürmerlauf- bahn war der Aufstieg mit Kalbach 2007 in die Landesliga Süd.

Später wechselte der 1988 als Spätaussiedler aus Estland nach Frankfurt gekommene heute 46-jährige noch in den Hochtaunuskreis, wo er über zehn Jahre lang den FC Oberstedten trainierte. Als Spielertrainer war er anfangs auch im Oberurseler Stadtteil für das Tore schießen zuständig. 2016 führte Rissling den Club dann nach einer kontinuierlichen Aufbauarbeit als Coach von der Kreisoberliga Hochtaunus in die Gruppenliga Frankfurt West und danach noch zweimal zum Klassenerhalt, ehe er im Herbst 2018 etwas überraschend entlassen wurde. “Ich wollte als Spieler kein Wandervogel sein und möchte das auch als Trainer nicht werden“, betont Rissling. Und so soll seine im Dezember 2018 begonnene zweite Trainertätigkeit bei den Eckenheimern von langfristiger Dauer sein. Als der Coach in jenen Tagen vor der Winterpause vom Traditionsverein als Nachfolger des kurz zuvor entlassenen Ramzi Kallel installiert wurde, fand er eine chaotische Lage an der Hügelstraße vor.

Teile des Teams hatten sich mit dem geschassten Übungsleiter solidarisiert und einen Spielerstreik initiiert, weshalb der Club zu einem Punktspiel nicht antreten konnte. “Da habe ich mir kurz überlegt, warum ich mir das überhaupt antue“, erinnert sich Rissling. Gemeinsam mit dem seit vielen Jahren als Fußball-Abteilungsleiter tätigen Thomas Mahlau wurden Maßnahmen eingeleitet, um wieder Stabilität in das Umfeld des Teams zu bringen.

Der Kader wurde in der Winterpause mit Neuzugängen verändert, “die menschlich passten.“ Mit Torhüter Michael Schmidt und Stürmer Daniel Wolf folgten Rissling zwei Akteure, mit denen er in Oberstedten zusammengearbeitet hatte. Kontinuierlich konnte sich sein Team seither steigern, die Entwicklung liest sich positiv: Die Spielzeit 2018/19 wurde solide auf Rang zehn beendet, die wegen der Corona-Pandemie abgebrochene Saison 2019/20 führte die “Preußen“ in der Abschlusstabelle auf Platz sieben, und in der laufenden Spielzeit steht Rang fünf zu Buche.

Sieben Siegen stehen vier Niederlagen gegenüber. Dass es noch kein Remis zu verzeichnen gab, ist nicht nur Zufall: “Mit Unentschieden gebe ich mich nicht zufrieden. In der 80. Minute gehen wir beim Stande von 1:1 voll auf Attacke: Entweder es klappt, oder es geht in die Hose“, unterstreicht der Coach. So habe man viele Partien nach ei- nem frühzeitigen Rückstand noch gedreht und selten Spiele mit Glück gewonnen.

Es hätten 3, 4 Punkte mehr sein können

“Eigentlich haben wir drei bis vier Punkte zu wenig ge- holt“, findet Rissling. Tatsächlich könnte sein Team an der Tabellenspitze stehen, wenn man die Heimspiele ge- gen den FV Hausen (1:3) und den TuS Makkabi (2:3) nicht in den Sand gesetzt hätte. Aber auch so liegen die Preußen nur vier Punkte hinter Tabellenführer Spvgg. Griesheim, gegen den man im letzten Spiel vor der Unterbrechung aber klar mit 0:4 unterlag. Der Aufstieg und damit die Rückkehr in die Gruppenliga, aus der der Verein 2014 absteigen musste, ist jedoch nicht das erklärte Ziel. “Wir wollen unter den Top fünf bleiben, wir stellen uns aber auch der Situation, wenn es nach Wiederbeginn quasi nur noch “Endspiele‘ geben sollte.“ Rissling glaubt, dass “Griesheim, Kalbach und Tempo die Sache unter sich ausmachen“. Mit einem Auge schielt der Coach aufgrund des geringen Punkteabstandes dann doch nach oben, vor allem wenn tatsächlich nur noch eine einfache Runde gespielt werden sollte. Denn in den dann restlichen sieben Partien stehen unter anderem lösbare Aufgaben ge- gen die Abstiegskandidaten FC Maroc, SC Weiss-Blau und TSG Nieder-Erlenbach auf dem Programm.

Letztmals waren die “Preußen“ von 2011 bis 2014 in der Gruppenliga vertreten, von einem Wiederaufstieg war man seitdem weit entfernt und verkörperte jahrelang Kreisoberliga-Mittelmaß. Unter Risslings Regie will sich der Club Stück für Stück der nächsthöheren Spielklasse nähern: “In naher Zukunft wollen wir zumindest um den Aufstieg mitspielen. Es ist aber sehr schwer, mit norma- len Mitteln aus der Kreisoberliga Frankfurt aufzusteigen.“

“Es ist wieder Leben im Verein“

Spieler aus der eigenen A-Jugend einbauen und mittel- fristig wieder eine Zweite Mannschaft melden, hat sich Rissling noch auf die Agenda geschrieben. Auch wenn Mahlau, der zu Gruppenliga-Zeiten auch Trainer war, das für die kommende Saison ausschließt: “Nach unserem Rückzug aus Personalmangel aus der A-Liga müssten wir in der C-Liga neu starten und es ist von daher schwer, Spieler dafür zu akquirieren.“

20 Spieler umfasst Risslings Kader, wenn alle da sind. Mit Mohamed Mamay vom Gruppenligisten Spvgg. Fechen- heim konnte jetzt eine weitere Alternative verpflichtet werden. Und wenn Not am Mann ist, kann sich der Coach auf den zuverlässigen ehemaligen Gehörlosen- Nationalspieler Sven Friedrich verlassen, den er dann auch mal einwechselt. Und weil sich nicht immer alles um Goalgetter Daniel Wolf (zwölf Treffer) drehen soll, fordert Rissling eine Leistungssteigerung von den restlichen Offensivkräften: “Ünal Özdemir, Giuliano Amante und Oskar Copik müssen torgefährlicher werden. Sie müssen den nächsten Schritt machen. Ab und zu mal ein Highlight setzen ist mir zu wenig.“

Auf eines ist aber auch in Zukunft bei den „Preußen“ Ver- lass: die Geselligkeit. Nach dem Spiel noch zusammen zu sitzen ist bei den Eckenheimern Standard. “Es ist wieder Leben im Verein“, so Rissling.

 

von: Pedro Acebes