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25.Juni 2018, Tischtennis
Ein Leben im Zeichen des Tischtennis

Günter Lutz hat die erfolgreiche Tischtennis-Abteilung von Viktoria Preußen gegründet. Für sein Wirken im Verein wurde er nun mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Lutz’ Geheimnis: Ehrgeiz und Bescheidenheit.

Es juckt in den Fingern von Günter Lutz. Doch er hegt Zweifel, ob er den kleinen weißen Kunststoffball noch so gut hochhalten kann wie einst. Es klappt vorzüglich.

Ein paar Meter neben ihm trainiert in der Turnhalle der Theobald-Ziegler-Schule der Tischtennis-Nachwuchs von Viktoria Preußen. Lutz, der am Samstag 80 Jahre alt geworden ist, hat die Tischtennis-Abteilung des Vereins geprägt wie kein Zweiter. Doch der kleine Erfolg beim Hochhalten animiert ihn nicht dazu, in die Trainingseinheit einzugreifen. Lutz hat großes Vertrauen, dass es der Nachwuchs auch ohne seine Hilfe schafft.

Mit jener Einstellung hat Lutz dazu beigetragen, dass die Tischtennis-Abteilung der Viktoria heute die erfolgreichste in Frankfurt ist. Er hat den nachfolgenden Generationen zugetraut, dass sie es genauso gut oder vielleicht sogar besser können als ihre Vorgänger. “Ich kann es nicht ausstehen, wenn Altgediente nicht einsehen, dass es Zeit ist aufzuhören und stattdessen meinen, noch mitmischen zu müssen. Wenn ich gebraucht werde, stehe ich bereit, biete mich aber auch nicht an“, sagt Lutz.

Sportart gewechselt

Seit 70 Jahren ist er nun Mitglied bei Viktoria Preußen. Jüngst wurde ihm dafür die Ehrenmitgliedschaft des Vereins verliehen. In den ersten Jahren nach seinem Beitritt hatte Lutz mit Tischtennis nicht viel am Hut. Dem Fußball galt seine Leidenschaft. Doch weil der Lehrling oft mit Verletzungen zur Arbeit kam oder sich krank melden musste und damit seinen Arbeitgeber verärgerte, wechselte Lutz die Sportart

Tischtennis hatte er bereits in der katholischen Jungschar gespielt und hielt sich daher für einen passablen Spieler. Als er im Verein schließlich den Leder- mit dem Kunststoffball tauschte, merkte er, dass es mit seinem Talent nicht weit her war. Lutz’ Ehrgeiz förderte zwar auch seine spielerischen Leistungen, wirkte sich in erster Linie jedoch auf den Erfolg der frisch gegründeten Tischtennis-Abteilung aus. Diese hatte Lutz Ende 1960 mit Gleichgesinnten ins Leben gerufen. “Um noch Profi zu werden, war es natürlich viel zu spät. Immerhin war ich ja schon Anfang 20“, erzählt er. Für die neue Abteilung hatte er größere Ambitionen.

Im Jahr 1963 wird Lutz deren Leiter. Die erste Herrenmannschaft feiert in den folgenden Spielzeiten drei Aufstiege hintereinander, die Damen schaffen es bis in die Landesliga. Vier Jahre später aber sorgt ein neuer Vorstand dafür, dass der Leiter der Tischtennisabteilung seinen Hut nimmt. “Es war unmöglich, mit denen zu arbeiten. Für den neuen Vorstand hatte Fußball Vorrang“, erinnert sich Lutz, der daher nur noch als Spieler wirkte.

Mitte der 1970er-Jahre kehrte er zurück. Der Vorstand hatte abgedankt und die Tischtennis-Abteilung in einem schlechten Zustand hinterlassen. Weil ihre Spieler sich im Vergleich zur Fußball-Abteilung aber in höheren Ligen bewegten, war die Wertschätzung ihnen gegenüber gestiegen.

Vier Seniorenteams

Lutz führte die Abteilung daraufhin 40 Jahre lang ohne Unterbrechung. Mehrere Meisterschaften wurden in jenen Jahren gefeiert, Abstiege betrauert. Ein Verdienst von Lutz ist auch, dass der Verein heute über vier Seniorenmannschaften verfügt.

Tischtennis sei sein Leben, behauptet man bei der Viktoria oft über Günter Lutz. Doch das stimme nur halb, korrigiert er. Seit er sich im Ruhestand befindet, hat er viel Zeit mit Reisen, Wandern und Langlauf verbracht. Sein Berufsleben im Dienste einer großen Mineralölfirma habe ihm eine mehr als erträgliche Rente bereitet.

Seit dem Jahr 1993 lebt Lutz in Hochstadt. Gleichwohl der Witwer in der Heimat eines der größten Apfelweinerzeuger in der Region wohnt, kommt er hin und wieder für einen Schoppen nach Frankfurt. Oder um Tischtennis-Spiele der Viktoria zu sehen. Leicht sei das für ihn nicht: “Ich kann nicht mehr so lange stehen oder sitzen.“ Auch weil es in der Turnhalle keinen bequemen Stuhl gebe. Das muss man bei Viktoria Preußen ändern, damit der Verein mehr von seiner guten Seele hat.

 

 

Quelle: FNP (bki)
Foto: Kilb