Hessischer Fzßball-Verband – Erster virtueller Verbandstag bringt klares Votum: Quotientenregel mit Auf-, aber ohne Absteiger.

Es ist vollbracht! Die Delegierten beim ersten virtuellen Verbandstag in der Geschichte des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) haben am Samstagvormittag entschieden, dass die aktuelle Saison 2019/20 offiziell zum 30. Juni beendet wird. Gewertet wird in allen Spiel- und Altersklassen nach Quotientenregel mit direkten Aufsteigern, aber ohne Absteiger. Von denen zu Relegations- oder Aufstiegsspielen berechtigten Mannschaften steigt die mit dem bes- ten Quotienten auf. Die Pokalrunden auf Kreis- und Landesebene werden in den Seniorenklassen fortgesetzt, bei den Junioren abgebrochen.

Drei Monate nach dem flächendeckenden Lockdown auf gesellschaftlicher wie sportlicher Ebene haben die Delegierten im Hessischen Fußball-Verband – die “Abgeordneten“ der Vereine plus die Verbandsspitze und die Kreisfußballausschüsse – der wochen- und monatelangen Diskussion, gefolgt von detaillierter Planung und Vorbereitung für die Beschlussfassung, ein Ende gesetzt.

Pannenfreie, schnelle und klare Ergebnisse

Die erstklassige Vorarbeit in den 32 Fußballkreisen sollte am “Tag X“ Früchte tragen, denn es gab nicht nur schnelle, sondern vor allem auch pannenfreie und sehr klare Ergebnisse. Die mit Spannung er- wartete Abstimmung unter der Leitung von HFV-Vize Torsten Becker brachte ein eindeutiges Votum: 279 der virtuell zugeschalteten Delegierten stimmten für den Abbruch der Saison 2019/20. Zwölf wollten die Spielzeit fortgesetzt wissen. Deutlich verlief auch die Abstimmung über die Wertung in den Männer- und Frauen- Spielklassen. 175 entschieden sich für die Beschlussvariante C: Ab- schlusstabelle nach Quotientenregel – direkte Aufsteiger – keine Absteiger, ausgenommen Ausscheiden, freiwilliger Abstieg und Rück- zug – Aufsteiger aus Relegations- und Aufstiegsspielen nach Quotientenregel.

Leichte Meinungsverschiedenheiten gab es bezüglich der Wertung für die Nachwuchsspielklassen. Vor allem aus dem Kreis Offenbach gab es ein Veto durch Fußballwart Jörg Wagner, der sich dafür aus- sprach, alle auf Aufstiegs- oder Relegationsplätzen stehenden Teams – unabhängig vom Quotienten – aufsteigen zu lassen. Einige wenige andere Kreisjugendwarte – unter anderem Dieter Rothenbücher aus dem Hochtaunuskreis – äußerten ihre Bedenken, beriefen sich aber schließlich auf die bereits erfolgten Vorabstimmungen und die Empfehlungen des Verbandsjugendausschusses. So kam es denn auch: 192 Delegierte stimmten für die durchgehende Quotientenregelung. Allerdings dürfen alle Teams, die danach auf einem Aufstiegsplatz stehen, auch in die höhere Liga.

Die Verbandsspitze, angeführt von Präsident Stefan Reuß, hatte sich unter Wahrung des vorgeschriebenen Abstands, in der Sport- schule Grünberg versammelt. Die Abstimmungsberechtigten waren per Video zugeschaltet. Alles klappte wie am Schnürchen. Dem Livestream, den alle Interessierten nutzen konnten, folgten zeitweise bis zu 1000 Zuschauer.

Reuß: “Der Ball soll bald wieder rollen“

HFV-Präsident Stefan Reuß hatte zu Beginn der Video-Schaltung kla- re Worte gefunden. “Wir wollen zurück auf den Platz“, sprach er sicherlich allen Beteiligten aus dem Herzen. „Damit der Ball aber wie- der rollen kann, gilt es, einige Bedingungen zu erfüllen.“ Eines der wichtigsten Hilfsmittel sei dabei die Nutzung der “Corona-Warn- App“ der Bundesregierung, die der Hessische Fußball-Verband aus- drücklich unterstütze. Der hessische Fußball-Boss schilderte nochmals die Geschehnisse seit dem Lockdown am 12. März. Einen einheitlichen Weg in Deutschland zu finden, sei nicht möglich gewesen. “Deshalb werden wir die Entscheidung für Hessen heute treffen“, sagte Stefan Reuß.

Ehrgeizige, penible Vorbereitung

Der Verband hatte sich ehrgeizig auf den virtuellen außerordentlichen Verbandstag vorbereitet. 14 Telefonkonferenzen, vier Videokonferenzen im Vorstand, 30 in den Kreisen, waren notwendig ge- wesen. Es mussten Satzungsänderungen erfolgen und auch externer Rat eingeholt werden. “Wichtig war uns stets, Transparenz auf- zubauen, viele Meinungen einfließen zu lassen und sportliche Abwägungen zu treffen“, so Reuß, der nicht müde wurde, seinen Ver- band zu loben. “Wir waren der erste Landesverband, der Trainingstipps vermittelt hat, immer unter der Berücksichtigung der behördlichen Vorgaben.“

Im Anschluss an den Verbandstag werden die Spielausschüsse – auch der Verbandsspielausschuss unter Leitung von Jürgen Radeck und seinem “Vize“ Matthias Bausch (Hintermeilingen) – verschiedene Szenarien für die Fortführung des Spielbetriebs ausarbeiten, “damit wir vorbereitet sind für den Tag, wenn wir grünes Licht bekommen“, sagte Reuß. Dazu erfordere es Mut, Kreativität und auch neue Wege, die man gehen müsse, damit der “Tanker Fußball“ wieder bewegt werden könne. Wichtig war dem HFV-Präsidenten vor allem: “Es geht am Ende um unser aller Gesundheit.“

Quelle: Marion Morello (FNP)