Obwohl er in Kroation lebt, spielt Ivan Sestak regelmäßig für “seinen“ Club Viktoria Preußen. Hier habe er Freunde, hier fühle er sich zu Hause, sagt der Tischtennisspieler, der einst für Kroatien bei der Schüler-Europameisterschaft antrat.
Schon als er das erste Mal für Viktoria Preußen spielte, mit gerade einmal zehn Jahren, gewann Ivan Sestak gegen Jungen, die ein, zwei Jahre älter waren als er. Obwohl er nach dem Ende des dortigen Krieges in seine kroatische Heimat zurückkehrte, zog es den jungen Tischtennisspieler regelmäßig zurück nach Eckenheim, zu “seiner“ Viktoria, etwa zu Ferienworkshops. Und obwohl er mit seiner Frau in Osijek (Kroatien) lebt und arbeitet, steht er noch heute regelmäßig für die Hessenliga-Mannschaft als Top-Spieler an der Platte.
Für so viel Vereinstreue erhielt er nun beim Neujahrsempfang die höchste Auszeichnung, die der Verein an besonders engagierte Mitglieder vergibt: Die “Viktoria“.
So wichtig ist der frühere kroatische B-Jugend-Nationalspieler für Viktoria Preußen, dass der Verein ihn zwar nicht zu allem, aber doch zu acht Spieltagen in der Saison extra aus Kroatien einfliegen lässt. “Er ist immer noch unser Top-Spieler“, sagt Tischtennis-Abteilungsleiter Simon Sprankel. “Viele Spieler kenne ich noch aus der Zeit, als ich hier erstmals gespielt habe. Ich habe hier viele Freunde und mag den Verein. Es macht wahnsinnig viel Spaß, mit der Truppe zusammen zu spielen. Hier fühle ich mich zu Hause“, sagt Sestak. Mit inzwischen 38 Jahren sei er für die erste kroatische Liga zu alt – “und wenn nicht für Viktoria, würde ich wahrscheinlich gar nicht mehr spielen“.
Beste Jugendarbeit
Zusammen mit seiner zweieinhalb Jahre älteren Schwester und seiner Mutter floh Ivan Sestak 1991 vor dem Krieg in Kroatien nach Frankfurt zu seiner Großtante. Die Schwester suchte über den Hessischen Tischtennisverband einen Verein für Ivan – und weil Viktoria Preußen damals führend in der Jugendarbeit war, die erste Mannschaft in der Regionalliga spielte, kam er dorthin. Von Oktober 1991 bis zum Ende der Saison spielte er in der Bezirksleistungsklasse der Schüler.
Bei den hessischen Jahrgangsmeisterschaften belegte er in jenem Jahr Platz Drei. Sieger wurde damals übrigens der deutsche Rekordeuropameister, Timo Boll. “Schon damals war zu sehen, dass er einmal ein außergewöhnlicher Tischtennisspieler wird – auch wenn der Unterschied zwischen uns noch nicht so groß war wie später.“
Mit 15 Nationalspieler
Auch als Ivan Sestak im Sommer 1992 nach Kroatien zurückkehrte, trainierte er noch gelegentlich mit dem Viktoria-Nachwuchs in der Theobald-Ziegler-Schule oder spielte in Frankfurt Turniere. 1995 trat er in Den Haag (Niederlande) für Kroatien bei den Schüler-Europameisterschaften an. Später studierte Ivan Sestak in Zagreb Sport. Zu jener Zeit suchte die Oberligamannschaft von Viktoria Preußen Spieler. Seitdem spielt Sestak – mit einem Jahr Unterbrechung – im Team mit.
Heute ist Ivan Sestak verheiratet, im Mai wird die erste Tochter des Paars zur Welt kommen. Nach erfolgreichem Abschluss seines Sportstudiums und einer Zeit als Trainer der Erstliga-Damen von Mladost Zagreb, lebt er heute in seinem Heimatort Osijek. Dort arbeitet er hauptamtlich als Jugendtrainer bei seinem früheren Club, Vodovod Osijek.
von: Andreas Haupt (FNP)
