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4.Juni 2020, Wichtige Meldungen
Druck auf den HFV wächst

45 Aufstiegsanwärter fordern vom Verband eine “FAIRE LÖSUNG“

Die Frage, ob in Hessen die Fußballteams auf den Tabellenplätzen, die zur Teilnahme an Relegations- oder Aufstiegsrunden berechtigen, im Falle eines durch die Corona-Pandemie wahrscheinlich gewordenen Saisonabbruchs ebenso wie die Teams auf den durch die Quotienten-Regel (absolvierte Spiele geteilt durch Punkte) ermittelten direkten Aufstiegsplätzen aufsteigen dürfen, wird nicht nur von den direkt Betroffenen immer heißer diskutiert.

Vor der für diesen Samstag angesetzten Vorstandssitzung des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) wächst der Druck auf die Verbands-Verantwortlichen. In einem an das HFV-Präsidium und alle 32 Kreisfußballwarte gerichteten dreiseitigen Schreiben haben immerhin 45 Vereine, die sich zu einer Interessensgemeinschaft formiert haben, ihren Standpunkt nochmals deutlich gemacht: Aus Fairnessgründen sollen alle Teams auf den möglichen Aufstiegsplätzen aufsteigen dürfen.

Unterzeichnet wurde die Stellungnahme von 45 Vereinen, darunter auch der SC Dortelweil als Tabellenzweiter der Gruppenliga Frankfurt West und die Sportfreunde Seligenstadt, die nach der Quotientenwertung Germania Dörnigheim vom Platz zwei verdrängen. Auch die Frankfurter A-Liga-“Vizemeister“ TuS Makkabi (Gruppe 1) und TV Preungesheim (Gruppe 2) haben unterschieben. Und auch der bereits feststehende Regionalliga-Aufsteiger KSV Hessen Kassel unterstützt das Ansinnen der Vereine.

Bislang hatten die betroffenen Clubs ihre Interessen beziehungsweise ihre Klagemöglichkeiten lediglich in einer lose zusammengestellten, aber ständig wachsenden WhatsApp-Gruppe diskutiert. Durch den an das Präsidium gerichtete Schreiben bekommt die Diskussion nun einen offiziellen Touch. Zudem hat eine vom SV Dersim Rüsselsheim gestartete Online-Petition zum gleichen Thema mittlerweile über 640 Unterstützer gefunden.

Eine abschließende Entscheidung über die Wertung der Saison 2019/20 wird es erst am virtuellen Außerordentlichen Verbandstag geben, der am Samstag, dem 20. Juni, stattfinden wird. Am kommenden Samstag (6. Juni) will der Verbandsvorstand die abzustimmenden Anträge nun nochmals besprechen. Dass Hessen Kassel als Hessenliga-Vizemeister dank des besseren Quotienten im Vergleich mit den Vertretern der Oberliga Baden-Württemberg und der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar in die Regionalliga Südwest aufsteigen darf, hat die Aufstiegsbegehrlichkeiten der Tabellenzweiten in verschiedenen Ligen noch bestärkt.

Doch besteht auch ein Rechtsanspruch? Der Verband hat diesbezüglich ein Gutachten eingeholt und wird dieses den Vorstandsmit- gliedern am Samstag präsentieren. “Wir haben uns wirklich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, doch es war von vornherein klar, dass wir nicht den Ansprüchen von allen Vereinen gerecht werden können“, erklärt HFV-Vizepräsident Torsten Becker (Hanau). Das Präsidium könne die Aufstiegswilligkeit der Vereine jedoch verstehen und favorisiert, so Becker, jene Variante, nach der analog zur Entscheidung pro Hessen Kassel bei Aufstiegsrunden oder Relegationen mit mehreren Vereinen das Team mit dem besten Quotient ein Aufstiegsrecht erhält. Dies werde als sportlich sinnvollster Weg angesehen.

Alle betroffenen Clubs sollen aufsteigen !

Ob es so kommt, steht aber noch nicht fest. Einige Kreisfußballwarte präferieren ein Modell, nachdem keine Quotienten im Ligen- Quervergleich ermittelt werden, sondern alle Vereine auf diesen Plätzen aufrücken dürfen. Dies fordert ja auch die Interessengemeinschaft der Vereine. “Wir dürfen aber die Klassen auch nicht zu groß werden lassen und müssen die Saison 2020/21, von der ja noch niemand weiß, wann sie überhaupt starten kann, auch ver- nünftig durchführen können“, gibt Becker noch zu bedenken.

Die Interessengemeinschaft kritisiert indes das Vorgehen des Verbandes, bei den Befragungen der Vereine in den Kreiskonferenzen das Thema Relegationsplätze außen vor gelassen zu haben. “Aus unserer Sicht waren die Meinungsbildung, Befragung in den Kreisen und die durchgeführten Videokonferenzen mit den Vereinsvertretern über die vorgestellten Optionen so ausgelegt, dass das Abstimmungsergebnis von vornherein nicht repräsentativ, objektiv und umfassend gewesen ist“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. Und weiter: “Die vorgestellten Szenarien bevorteilen strukturell alle Mannschaften in den hinteren Tabellenregionen und benachteiligen jene Mannschaften, die auf einem zweiten Platz stehen, obwohl sich diese Mannschaften zum Zeitpunkt des Abbruchs gemäß der Verbandsstatuten das Recht erworben hatten, um den Aufstieg via Relegation anzutreten. Dabei hätten sie als Verantwortliche für den Spielbetrieb sich eigentlich um diese Vereine ganz besonders kümmern müssen.“

Die betroffenen Vereine fordern eine aus ihrer Sicht faire Lösung, die Aufstieg heißt. Es wird auf gleichlautende Regelungen in anderen Landesverbänden verwiesen und zumindest unterschwellig auch mit Klagen gedroht. “Wir sind der Meinung, dass der HFV auch bei den Tabellenzweiten sein Belohnungsprinzip für seine positive Gesamtlösung weiterführen muss. Deshalb bitten wir Sie als Präsidium, dem Verbandstag eine gesamt positive Entscheidung zu empfehlen“, heißt es in dem Schreiben.

Denn es sei ungerecht, potenzielle Absteiger mit nur wenigen Punkten mit dem Klassenerhalt zu belohnen und auf der anderen Seite Teams zu bestrafen, die noch die Möglichkeit gehabt hätten, sich über eine Aufstiegsrunde beziehungsweise über eine erfolgreiche Relegation für die nächsthöhere Spielklasse zu qualifizieren.

 

Quelle: Frank Schneider (FNP)